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OSTFRIESEN–ZEITUNG, SEITE 26
KRUMMHÖRN/EMDEN/HINTE
FREITAG, DEN 9. JUNI 2006
TREFFPUNKT IN HISTORISCHEM GEBÄUDE
dieks zur Verfügung stel-
len. Außerdem überneh-
men sie später die Ener-
gie- und Unterhaltungskos-
ten, wenn ein Nutzungs-
vertrag mit der Gemeinde
zustande kommt. Die Ge-
meinde hätte nur einen
einmaligen Zuschuss zu
zahlen.
Der Nutzungsvertrag
kann für einen Zeitraum
zwischen zwölf und 18 Jah-
ren abgeschlossen wer-
den.
Neben
den dörflichen Ak-
tivitäten planen die Ro-
dieks zum Beispiel Semi-
nare und Informationsver-
anstaltungen zum Thema
regenerative Energien.
Das sei nicht zuletzt aus
wirtschaftlichen Gründen
erforderlich. Vorrang hät-
ten aber immer die dörfli-
chen Veranstaltungen, so
die Rodieks.
Freepsumer Gulfhof
Im Jahr 1856
ist der Gulf-
hof an der Straße Am
Spielplatz in Freepsum,
Hausnummer 15, gebaut
worden. Er wird somit in
diesem Jahr 150 Jahre alt.
Das Gebäude
, das auf ei-
nem 4000 Quadratmeter
großen Grundstück steht,
hat eine Grundfläche von
rund 870 Quadratmetern.
Es ist etwa 43 Meter lang
und bis zu 23 Meter breit.
Seit ungefähr 1990
wird
der Hof nicht mehr land-
wirtschaftlich genutzt.
2003 zogen Lydia-Kuhl-
mann-Rodiek und Holger
Rodiek in den Hof ein. Seit-
dem stellten sie Teile des
Gebäudes für Aktionen des
Dorfes zur Verfügung. Sie
selbst nutzen nur den
Wohntrakt. Für den Wirt-
schaftstrakt entwickelten
sie ein Konzept, den Wirt-
schaftstrakt der Dorfge-
meinschaft zur Verfügung
zu stellen.
Das Konzept
sieht vor,
dass der Gulf mit den ehe-
maligen Ställen mit öffent-
lichen Zuschüssen unter
anderem aus der Dorfer-
neuerung zu einem Veran-
staltungszentrum umge-
baut wird.
Die Kosten
für den Umbau
werden von einem beauf-
tragten Architekten mit
knapp 210 000 Euro be-
ziffert. 70 000 Euro Eigen-
kapital können die Ro-
Dorfbewohner und Interessierte ließen sich über die Plä-
ne von Lydia Kuhlmann-Rodiek (vorne rechts im Bild)
und Holger Rodiek informieren.
STIMMEN
Christine Müller, Dorf-
erneuerungsplanerin vom
Büro Nordwestplan in Ol-
denburg: „Der Hof hat he-
rausragendes Potenzial. Im
Arbeitskreis Dorferneue-
rung sind aber auch Alter-
nativen diskutiert worden.
Letztlich entscheidet der
Gemeinderat. Wir haben es
zu tun mit einer privaten
Maßnahme mit hohem öf-
fentlichen Interesse. Das ist
die Schwierigkeit.“
Dr. Bernd Lohmann, Ar-
chitekt und Bauhistoriker
beim Monumentendienst:
„Wir sollten immer auf Häu-
ser zurückgreifen, die vor-
handen sind, wie dieses.“
Insa Uphoff, Vorsitzende
des Vereins Anno: „Wir ha-
ben schon so viel alte Bau-
substanz verloren. Es sind
genügend alte Gebäude
vorhanden. Wir brauchen
überhaupt nicht neu zu
bauen. Das Gulfhof-Kon-
zept ist schlüssig. Feiern mit
Danz up de Deel ist besser
als in Neubauten. Die Idee
sollte die Gemeinde begeis-
tern. Alles andere kann man
vertraglich regeln.“
Ein Mann aus Freepsum,
der ungenannt bleiben
möchte: „Bei uns steht in
Kürze die Feier der silber-
nen Hochzeit an. Im Dorf
gibt es dazu keine Möglich-
keit. Wir haben schon mal
in einem Hof gefeiert. Eine
bessere Atmosphäre gibt es
nicht.“
Enno Cornelius, Rats-
herr der Krummhörner Lis-
te Greetsiel: „Freepsum
könnte sich glücklich schät-
zen, wenn das klappen wür-
de.“
Enno Ringena und Ger-
rit Park, Freepsumer: „Ei-
nem Dorf kann nichts Bes-
seres passieren.“
Eduard de Vries, Orts-
vorsteher: „Was ist, wenn
die Vertragsbindung ab-
läuft?“
Holger Rodiek, Hofei-
gentümer: „Wenn die Ge-
meinde die Betriebs- und
Unterhaltungskosten, die
18 Jahre lang nicht anfal-
len, auf die hohe Kante legt,
hat sie etwas, um neu zu in-
vestieren. Vielleicht läuft es
aber auch so gut, dass es im
Gulfhof weitergeht.“
Helmut Wilts, Mitglied
im Freepsumer Arbeitskreis
Dorferneuerung: „Es gibt
auch Vorbehalte gegen die
Gulfhöfe durch die ge-
schichtliche Vergangenheit.
Die Landarbeiter mussten
früher nicht selten bei den
Gulfhofbesitzern betteln,
um ihren Lohn zu bekom-
men. Das können viele bis
heute nicht vergessen.“
Holger Rodiek: „Das ist
wahrlich keine rühmliche
Geschichte. Jetzt kann man
die Landbevölkerung aber
in den Gulfhöfen zu einer
positiven Erlebnissituation
führen. Ich kenne auch eini-
ge ältere Leute, die mit ein
bisschen Schadenfreude
darüber, dass sie den Gulf-
hof jetzt betreten dürfen,
hierher gekommen sind.“
Otto Kern von der Wirt-
schaftsförderung des Land-
kreises Aurich: „Das Thema
erneuerbare Energien, das
ja auch in dem Gulfhof auf-
gegriffen werden soll, ist für
uns von großem Interesse.
Schließlich unternehmen
wir in Ostfriesland Anstren-
gungen, uns zur Energie-
Region zu entwickeln. Das
ist ein Punkt, den wir in den
nächsten Jahren stärker be-
arbeiten wollen.“
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EMDEN
Bäder geöffnet
EMDEN
- Das Emder Hallen-
bad ist heute von 15 bis
21 Uhr und morgen von
10 bis 13 Uhr geöffnet. Das
Van-Ameren-Bad ist heute
von 6 bis 20 Uhr und mor-
gen von 8 bis 19 Uhr, das
Borssumer Bad heute von
6 bis 20 Uhr und morgen
von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Bürgersprechstunde
EMDEN
- Eine Bürger-
sprechstunde des SPD-
Ortsvereins Barenburg ist
heute von 15 bis 16 Uhr im
Kulturbunker in Barenburg.
Ansprechpartner sind die
Vorstandsmitglieder und
Ratsmitglieder Berendine
Bamminger und Walter Da-
vids.
Offene Kirche
EMDEN
- Die Neue Kirche ist
dienstags bis sonnabends
von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
In der Zeit ist immer je-
mand vor Ort, der Erklärun-
gen zu dem Bauwerk geben
kann. Auch der Büchertisch
ist dann geöffnet. Das Pro-
jekt läuft zunächst bis Mitte
September.
Thema Bodytalk
EMDEN
- „Das Bodytalksys-
tem“ lautet heute das The-
ma einer Veranstaltung des
Emder Vereins für Gesund-
heitsvorsorge. Dazu refe-
riert die Expertin Angelika
Räker. Die Veranstaltung
beginnt um 19.30 Uhr in der
Evangelischen Familien-
Bildungsstätte, Am Stadt-
garten 11.
HINTE
Kirchenführung
SUURHUSEN
- Führungen
in der alten Kirche Suurhu-
sen mit dem schiefen Turm
sind täglich von 10.30 bis
13 und von 15.30 bis
18 Uhr. Termine können
außerdem unter 0 49 25 /
28 63, 0 49 25 / 18 95 oder
0 49 25 / 525 vereinbart
werden.
Landarbeiterhaus
SUURHUSEN
- Das Landar-
beiterhaus Suurhusen ist
sonntags von 15 bis 17 Uhr
geöffnet. Zu sehen sind die
Ausstellung „Landarbeiter-
frauen – Arbeit, Arbeit, Ar-
beit für Familie, Haus und
Feld“ sowie die Präsentati-
on einer Spitzmutte.
KRUMMHÖRN
Gesundheitsoase zu
GREETSIEL
- Die Gesund-
heitsoase Greetsiel ist we-
gen Umbauarbeiten bis
Sonntag geschlossen.
„Silberflotte“
MANSLAGT
- Die „Silber-
flotte“ aus Manslagt trifft
sich heute um 16 Uhr.
Sommernachtsparty
VISQUARD
- Eine Sommer-
nachtsparty mit DJ Popo
steigt heute ab 21 Uhr auf
dem Sportplatz in Visquard.
Bis 22 Uhr sind die Preise re-
duziert. Die Veranstaltung
gehört zum Programm der
Sportwoche des RSV.
Rundfahrt
GREETSIEL
- Das Ausflugs-
schiff „Gretchen“ fährt heu-
te ab 11 Uhr und ab 13 Uhr
durch das Naturschutzge-
biet Leyhörn bis zum Ley-
siel. Abfahrt ist im Greetsie-
ler Hafen.
DAS IST LOS
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wenn die Vertragsbindung mit
der Gemeinde beispielsweise
nach 18 Jahren auslaufe.
Georg Ackermann, Vorsitzen-
der der Krummhörer SPD-
Ratsfraktion zeigte sich eben-
falls skeptisch. Er denkt dabei
vor allem an den
Finanzierungsan-
teil der Gemeinde.
Die Verquickung
von privat und öf-
fentlich bereitet
ihm ebenfalls
Kopfzerbrechen.
„Da bleiben Unwägbarkei-
ten“, meint Ackermann.
Das sieht der stellvertreten-
de Wirtschaftsförderer des
Landkreises Aurich, Otto Ken-
ke, ganz anders. Er sieht große
Chancen in den so genannten
Public-Private-Partnerships,
den öffentlich-privaten Part-
nerschafen. Ohne sie seien
viele öffentliche Projekte gar
nicht mehr zu finanzieren.
ausführlich vorzustellen (sie-
he unten stehenden Info-Kas-
ten). Geplant sind in Ställen
und Karnhuus ein Versamm-
lungsraum, ein Seminarraum,
ein Foyer mit Café und Toilet-
ten-Anlagen. Der Gulf soll für
Märkte und größe-
re Veranstaltun-
gen hergerichtet
werden.
„Unser Wunsch
ist in erster Linie,
einen Raum zu
schaffen, in dem
sich Jung und Alt treffen kön-
nen. Es muss nicht immer die
Stadt sein. Auch im Dorf spielt
die Musik“, sagte Lydia Kuhl-
mann-Rodiek.
Die Freepsumer, die zu der
Veranstaltung gekommen wa-
ren, sprachen überwiegend
von „einer Chance, die man
nicht vertun darf“. Es gab aber
auch Skeptiker. Man müsse
daran denken, was sein wird,
Die meisten Teilnehmer
der Informationsveran-
staltung sehen das Pro-
jekt positiv. Es gibt aber
auch Skeptiker.
VON HEIKE ROHLFS-JACOBS
FREEPSUM
- Für das Konzept
des Ehepaars Rodiek, den ehe-
maligen Wirtschaftstrakt des
Freepsumer Gulfhofes mit öf-
fentlichen Mitteln umzubau-
en, um ihn für Aktivitäten der
Dorfgemeinschaft zur Verfü-
gung zu stellen und so zu er-
halten, gibt es viel Zustim-
mung. Das wurde bei einer In-
formationsveranstaltung am
Mittwochabend deutlich.
Lydia Kuhlmann-Rodiek
und Holger Rodiek hatten
Dorfbewohner, Ratsmitglie-
der und Behördenvertreter
eingeladen, um ihr Konzept
„Chance darf man nicht vertun“
GULFHOF
Ehepaar Rodiek stellt Konzept für Gemeinschaftsräume in Freepsum vor
Der Landkreis sei ansonsten
froh, wenn er Bausubstanzen
wie den Gulfhof erhalten kann
– vor allem auch im Hinblick
auf den Tourismus.
Positiv bewertet wird das
Konzept auch von Folkert
Steinfelder von der Behörde
für Geoinformation, Landent-
wicklung und Liegenschaften
(GLL) Aurich. Bei der Dorfer-
neuerung versuche man mög-
lichst in jedem Ort Gemein-
schaftshausräume zu schaf-
fen. Das Ehepaar Rodiek müs-
se sehen, bald mit der Ge-
meinde und Stiftungen ins
Gespräch zu kommen, um in
den nächsten Monaten die Fi-
nanzierung sicherzustellen.
Mit anderen, ähnlichen Kon-
zepten habe die GLL gute Er-
fahrungen gemacht, fügte
Steinfelder hinzu. Einer Bezu-
schussung innerhalb des
Dorferneuerungsprogramms
stehe nichts im Wege.
„Auch im Dorf
spielt die Musik“
LYDIA
KUHLMANN-RODIEK
Der Hof am linken Bildrand mit der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach könnte zum großen Teil der Dorfgemeinschaft zur
Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen erneuerbare Energien Thema bei Seminaren in dem Gebäude sein.